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Modefotografie: Fashion & Glamour

Was bedeutet Modefotografie?

Die Modefotografie ist, wenn man es nicht ganz so eng sieht, eines der ältesten Genres der Fotografie. Als Vorläufer der Modefotografie beziehungsweise als die ersten Modefotos werden die bereits 1856 entstandenen Fotos von Pierre-Louise Pierson angesehen. Die ebenso schöne wie exzentrische italienische Comtesse de Castiglione, Virginia Oldoini, ließ sich auf diversen Fotos in ihrer Garderobe ablichten und wurde so das erste Fotomodell der Geschichte. 

Die französische Zeitschrift „La Mode Practique“ veröffentlichte bereits 1892 die ersten reproduzierten Modefotos. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts erschienen dann Modefotografien in „Harper‘s Bazaar“ oder „Les Modes“ und zur selben Zeit entstanden die ersten Fotostudios für Modefotografie in Paris und Berlin. Der Stil der Modefotos veränderte sich im Jahr 1909. Baron Adolf de Meyer entwickelte für die „Vogue“ ein neues Konzept und bildete die Fotomodelle in natürlicher Umgebung und natürlichen Posen ab. So trugen die „Vogue“ ebenso wie „Harper’s Bazaar“ dazu bei, dass sich die Modefotografie zu einer eigenständigen Kunstform entwickelte.

Durch den Zweiten Weltkrieg verlagerte sich der Schwerpunkt der Modefotografie von Europa in die USA. Die Hausfotografen der großen Modemagazine wie zum Beispiel Irving Penn, Regina Relang, Martin Munkacsi, Richard Avedon und Louise Dahl-Wolfe prägten den Look der Modefotografie für die nächsten Jahrzehnte entscheidend. Die Modefotografie löste sich aus ihren starren Positionen und entwickelte eine freiere Bildsprache.

 

Zwischen Kunst und Werbung 

Heutzutage ist die Abgrenzung der Modefotografie von anderen Genres extrem schwierig geworden. Die Übergänge zur People-Fotografie sind fließend und. unter dem Oberbegriff „Fashion & Glamour“ werden heute auch Beauty-, Lifestyle- und Szene-Fotografie sowie Bilder aus den Genres „Porträt“ und „Erotik“ zusammengefasst.

Also bleiben Modefotos auch nicht mehr nur den Modefotografen vorbehalten, sondern auch Autoren anderer Genres. Auch Hobby- oder professionelle Fotografen beschäftigen sich mit dem weiten Feld der Modefotografie. Im Groben unterscheiden wir zwei Hauptrichtungen: Die verkaufsfördernde Fotografie von Kleidung an Modellen und künstlerisch motivierte, freie Arbeiten. Aber auch die Abbildung von Schmuck, Make-up und anderen Accessoires im Zusammenhang mit Modellen gehört zur Modefotografie.

In Ihrem Buch „Archeology of Elegance − 20 Jahre Modefotografie“ kommen die Herausgeber Marion de Beaupré, Stéphane Beaumet und Ulf Poschardt zu dem Schluss, dass die Modefotografie des ausgehenden 20. Jahrhunderts durch vier Hauptströmungen gekennzeichnet ist: Glamour, Punk, Hightech/Futurismus und Kunst.

Der Anspruch an professionelle Modefotografie ist in den letzten Jahren extrem gestiegen. Denn die Werbe- und Marketing-Strategen setzen alles daran, unsere Vorstellungen von Schönheit, Stil und Trends zu prägen. Damit erhöht sich automatisch der Anspruch an den Fotografen. Denn gewöhnliche Fashion-Aufnahmen reichen längst nicht mehr aus, damit eine Designer-Tasche auch wirklich zum Trendsetter wird. Innovativ, stilvoll und extravagant müssen die Fotos sein, um aus der Bilderflut herauszustechen.

Wirklich gute Modefotografen haben ihren ganz eigenen Stil entwickelt, mit dem sie die Grenze zwischen Werbung und Kunst verwischen. Dabei machen sie sich die Erkenntnis zunutze, dass eine konkrete Botschaft auch abstrahiert werden kann und dass Abstraktion, obwohl scheinbar weniger, letztendlich doch mehr vermittelt. Das heißt, es ist nicht unbedingt zu erkennen, welcher Artikel mit dem Foto beworben wird, wichtig ist der Transport des Lifestyles, des Wohlgefühls und des Genusses, der beim Tragen dieser Mode entstehen soll, und dass Emotionen und Authentizität vermittelt werden.

 

Werbung vs. Kunst

Bei der kommerziellen Modefotografie, wie wir sie in der Hauptsache aus Katalogen und Internetauftritten von Kaufhäusern und Versandhäusern kennen, liegt der Fokus der Fotos tatsächlich auf der Kleidung. Zu sehen sind Farben und Beschaffenheit des Materials sowie Schnitt und Funktion der Kleidungsstücke. Künstlerische Ansätze oder Porträts sind hier nicht zu finden. Das Modell fungiert als Kleiderpuppe. Sie sehen die Modelle durchgängig in den gleichen Posen. Dazu kommen Details der Kleidung, wie Knöpfe, Reißverschlüsse oder besonders raffinierte Applikationen.

Aber auch hier geht der Trend dahin, das Modell mit der Kleidung in ein Sujet einzubinden, das die Kleidung höherwertig erscheinen lassen soll oder einen Lebensstil zeigt, der den Kunden zum Kauf der Kleidung motivieren soll. Denn der Markt ist groß und man will sich von der Konkurrenz abheben. So wird nicht nur eine Bluse oder Hose abgebildet, sondern das Modell mit allen Accessoires ausgestattet und in einer Kulisse gezeigt, die den Betrachter emotional anspricht und Begehrlichkeiten weckt. Das kann im Studio oder auch Outdoor sein.

Im Gegensatz dazu stehen die Werbefotos teurer Labels, wie Sie sie in Magazinen abgebildet sehen. Häufig erkennen Sie auf den ersten Blick nicht, für welches Produkt hier geworben wird, selbst dann, wenn Sie den Markennamen lesen, denn die meisten Designer vertreiben unter gleichem Namen alles − vom Schuh über Kleidung und Schmuck bis hin zu Parfüm. Und darum geht es auch hier, nicht um den Pullover, sondern um ein Lebensgefühl, das diese Bilder vermitteln.

Deswegen gibt es bei dieser Gattung von Modefotos auch keine Regeln, was die Art der Aufnahmen angeht. Fotografen, Modells, Stylisten und Make-up-Artisten inszenieren an zum Teil aufwändig gestalteten Sets ein Gesamtkunstwerk. Was dabei herauskommt, kann extrem variieren. Vom Kleidungsdetail an einem angeschnittenen Modell bis hin zum komplett abgebildeten Set mit Komparsen ist alles möglich. Oder das Produkt wird alleine mit einem bekannten und aus- drucksstarken Modell beworben. Dann ist die Grenze zur Porträtfotografie überschritten, wobei ein Unterschied besteht: Nicht der Charakter oder die Persönlichkeit des Modells steht im Vordergrund, sondern das Produkt. Gerade bei Dessous und Bademoden ist die Grenze hin zur erotischen Fotografie eine Gratwanderung. Negligés, Strümpfe und hochhackige Schuhe lassen die Grenzen leicht verwischen.

Der Fotograf muss hier sehr genau und bedächtig arbeiten, um zu erreichen, dass die Aussage des Fotos auf der, wenn auch spärlichen, Kleidung liegt und nicht auf dem Körper des Modells. Die Abgrenzung zur Fetisch-Fotografie ist hier noch schwieriger, weil die meisten der Kleidungsstücke mit einer sexuellen Bedeutung belegt sind.

Sie sollten also beim Fotografieren nie aus den Augen verlieren, dass es hier um Modefotografie und nicht um erotische Aufnahmen geht. Die fertigen Fotos sollten nach Möglichkeit keine sexuellen Begehrlichkeiten wecken, sondern nur zum Kauf der abgebildeten Mode animieren.