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Tor Browser: So funktioniert das anonyme surfen im Onion-Netzwerk

So bleiben Sie anonym im Netz

Der Tor Browser verschlüsselt die Identität des Nutzers, der ihn verwendet. Daher wird der Browser gerne genutzt, um sensible Daten auszutauschen, aber auch dazu, um auf das berüchtigte Darknet zuzugreifen. Denn Spuren lassen sich nur schwierig nachverfolgen. So lässt sich zum Beispiel auch die Kommunikation mit Informanten über den Torbrowser anonymisieren – aber nicht nur das.

Was ist der Tor Browser?

Auch wenn der Browser nicht zuletzt wegen seiner Verbindungen zum Darknet einen schlechten Ruf hat, sollten Sie sich davon nicht sofort abschrecken lassen. Der Tor Browser wird nämlich gerade deshalb genutzt, um einen Zugang zum Darknet aufzubauen, weil er seinen Anwendern größtmögliche Anonymität beim Surfen bietet.

Die Anonymisierung ist per se noch nichts Schlechtes, sondern eher ein Vorteil. Denn aufgrund der sehr hohen Datenschutzeinstellungen wird der Browser auch von Journalisten genutzt, um mit Informanten zu sprechen, ohne dass diese durch die Kommunikation gefährdet werden könnten oder sich der Zensur in ihrem Land beugen müssten. 

Die Nachverfolgbarkeit über diesen Browser ist nämlich nahezu ausgeschlossen. Das liegt unter anderem an dem sogenannten Zwiebelnetzwerk.. TOR steht für „The Onion Routing“, was im Deutschen Zwiebelnetzwerk bedeutet – und der Name ist Programm bei diesem Zugang zum Netz.

 

The Onion Routing: Das Zwiebelnetzwerk von Tor

Gemeint ist damit, dass Nutzer über mehrere Knotenpunkte im Onion-Netzwerk die angewählte Seite im Internet aufrufen. Diese Knotenpunkte fungieren wie verschiedenen Schichten (analog zu den Schichten einer Zwiebel) und verschleiern somit die Identität des Users während der gesamte Route.

Jeder Knoten kann nur diejenigen Informationen entpacken, die er benötigt, um die Suchanfrage an den nächsten Knoten zu schicken. Ausnahme dabei: Der Exit-Knoten. Denn der Exit-Knoten kann die gesamten Informationen entpacken. Dabei kann er zwar nicht Ihre IP-Adresse herausfinden, jedoch andere Aktivitäten von Ihnen im Netz überwachen. Unter Umständen eine Schwachstelle, die Angreifer ausnutzen könnten.

Wie wichtig Privatsphäre sein kann, wissen wir spätestens seit den Enthüllungen von Edward Snowden in Bezug auf den Geheimdienst NSA. Die waren nämlich nur möglich, weil das Tor-Netzwerk die Identität von Snowden verschlüsselt hatte und er so die Möglichkeit bekam, seine Informationen sicher zu übermitteln. 

Allerdings müssen Sie nicht geheime Informationen haben oder suchen, um von der Anonymität des Netzwerkes profitieren zu können. Auch eher pikante Fragen zu Ihrer Gesundheit können Sie mit dem Tor-Browser suchen  – ohne dass der Datenverkehr zu Ihnen zurückverfolgt werden könnte. 

 

Tor Browser: Wie kann ich die Software nutzen?

Die Tor Software beruht auf dem Code von Mozilla Firefox und der Browser an sich lässt sich mittlerweile ähnlich einfach wie die großen bekannten Browser Microsoft Edge, Google Chrome oder Safari nutzen. Grund dafür sind die Entwicklungen der letzten Jahre. 

Seit mehr als 10 Jahren konzentrieren sich die Entwickler von Tor darauf, Tools zu konzipieren, die über den Tor-Proxy hinaus gehen  – was es ermöglicht, dass auch Nutzer mit weniger technischem Sachverstand den Browser verwenden können. 

 

Download von Tor: Wo kann ich den Tor Browser herunterladen?

In Anlehnung an Firefox ist auch der Quellcode von Tor für Nutzer offen zugänglich und damit in gewisser Weise ein Gemeinschaftsprojekt. Wenn Sie sich für den Browser interessieren, können Sie diesen als Paket direkt über die Seite des Torprojekts herunterladen. Auf der Internetseite finden Sie die Software für die verschiedenen Betriebssysteme zum Download. Vorab sollten Sie jedoch Javaskript ausschalten, damit der Download ohne Probleme laufen kann. 

Eine zweite Option ist, Mozilla Firefox zu installieren und sich das entsprechende Tor Add-on zu besorgen. Dazu müssen Sie in Firefox über die Verwaltung der Erweiterungen suchen und sich das entsprechende Add-on downloaden.

Tor Browser für das Android-Smartphone

Seit einiger Zeit gibt es den Tor Browser auch für das Smartphone – sofern Sie ein Android-Gerät verwenden. Denn der Browser ist seit letztem Jahr im Google Play Store zu haben. 

Das macht es viel einfacher, die Software zu installieren, denn die App Orbot, die bis zu diesem Zeitpunkt noch gebraucht wurde, um den Browser auf dem Smartphone zu installieren, hat nun ausgedient. 

Der Tor Browser für das Smartphone bietet die gleichen Vorteile wie die Version für den Desktop PC: Cookies, Tracking und Werbe-Pop-ups werden blockiert und die Nachverfolgung Ihrer IP-Adresse und damit Ihre Identität unterdrückt. 

Bin ich mit dem Tor Browser wirklich anonym im Netz unterwegs?

Die Grundidee hinter dem Tor Browser ist größtmögliche Anonymität und Privatsphäre für die Nutzer. Jedoch können Sie auch über diesen Browser zurückverfolgt werden – falls es jemand wirklich darauf anlegt.

Für den „Hausgebrauch“ bietet der Browser aber einige Vorteile, wenn Sie auf Anonymisierung großen Wert legen. So werden beispielsweise Skripte und Pop-ups mit Werbeeinblendungen von dem Browser unterbunden.

Auch Tracking und Cookies werden mit dem Tor Browser geblockt, womit ebenfalls keine Daten über Sie gesammelt werden können.

Klingt nach einem durchaus sicheren Browser und vielleicht denken Sie sich jetzt, dass Sie den Tor Browser bestimmt gut nutzen können, um Bankgeschäfte über das Internet abzuwickeln. Leider ist das aber gar nicht so einfach. Denn der Tor Browser ist kein klassischer Banking Browser und würde nur fürs Online Banking funktionieren, wenn Ihre Bank auch diesen Browser nutzen würde.

 

Wie sicher ist der Browser? VPN und Tor Browser

Wenn Sie nicht nur möglichst anonym, sondern auch besonders sicher im Netz surfen wollen, könnte sich die Kombination aus VPN und Tor Browser für Sie lohnen. 

In einem VPN (Virtuelles privates Netzwerk) können Sie ebenfalls relativ sicher surfen. Dazu benötigen Sie spezielle VPN Software, die Sie auf Ihrem PC installieren müssen. Wenn Sie nun beispielsweise von unterwegs auf Dienste zugreifen möchten, stellt das VPN eine sichere Verbindung zum Internet her.

Tatsächlich müssen Sie sich nicht entscheiden, ob Sie die eine oder die andere Variante nutzen möchten. Einige VPNs bieten ihren Nutzern sogar eine vorab integrierte Schnittstelle zum Tor Netzwerk. 

Ist der Tor Browser gefährlich?

Gefährlich ist das Tor Browser nicht. Sein schlechter Ruf kommt in erster Linie daher, dass er häufig genutzt wird, um über verschiedene Server eine Verbindung mit dem Darknet herzustellen – und das Darknet ist für seine hohe Zahl an Kriminellen bekannt. 

Allerdings könnten Sie die Ermittlungsbehörden auf sich aufmerksam machen, wenn Sie den Tor Browser nutzen. Denn Ihr Internetdienstleister (Internet Service Provider, ISP) kann zwar nicht nachverfolgen, was Sie im Netz machen – Sie sind ja durch den Tor Browser geschützt. Der Provider kann aber sehen, dass Sie mit einem Tor Browser surfen. Und das wirkt meist verdächtig.

Bedeutet: Selbst wenn Sie den Browser nur für ganz unverfängliche Suchanfragen im Web (beispielsweise über eine Suchmaschine wie Google) nutzen, kann es Ihnen passieren, dass Sie über kurz oder lang von staatlicher Seite überwacht werden.

Weitere Nachteile des Tor Browsers

Neben der Gefahr, dass Sie das Interesse der Ermittlungsbehörden oder gar Geheimdienste anderer Länder wecken könnten, hat der Tor Browser noch weitere Schwachstellen: Er ist relativ langsam. Das kommt daher, dass der Browser durch viele unterschiedliche Schichten von Informationen muss, die immer wieder verschlüsselt werden. Das funktioniert natürlich nicht in Windeseile – jedenfalls im Vergleich zu anderen Browsern.

Daher ist Tor auch keine gute Wahl für Streaming-Dienstleister oder Mediatheken. Der Download der Daten dauert so lange, dass das Streamen wirklich keine Freude mehr macht.

Tor Browser deinstallieren: So gelingt es

Wenn Sie den Tor Browser installiert haben, aber nach einiger Zeit zu der Feststellung gelangen, dass die Nachteile die Vorteile nicht aufwiegen und Sie die Installation rückgängig machen möchten, können Sie den Browser wieder deinstallieren.

    Fazit

    Der Tor Browser ist dafür bekannt, die Privatsphäre und damit Identität seiner Nutzer zu schützen und daher für maximale Anonymität zu sorgen. Gerade Journalisten und Aktivisten nutzen diesen Browser mit seiner speziellen Verschlüsselung aus diesem Grund sehr gerne. Es lässt sich allerdings darüber streiten, ob er auch für Privatleute eine gute Alternative ist oder ob es für sie andere Dienste gibt, die sich eher lohnen. Denn das Konzept, das der Verschlüsselung zugrunde liegt, sorgt dafür, dass das Surfen im Netz relativ langsam abläuft  – vor allem dann, wenn dabei viel Datenverkehr anfällt. Weiterer Nachteil: Der Tor Browser wird häufig in einem Atemzug mit dem Darknet genannt und ruft schnell die Ermittlungsbehörden auf den Plan. Was dazu führen kann, dass Nutzer, die eigentlich nur anonymisiert surfen wollten, plötzlich überwacht werden. Noch dazu ist der Tor Browser vollkommen ungeeignet für Online Banking. Was in der Summe bedeutet, dass Nutzer mit bestimmten Sicherheit Add-ons und VPN vermutlich besser beraten sind.